Rezensionen

Dichter, Bibliothekar und unruhiger Geist

Das Musikalisch-Literarische Quartett […] ist ein unkonventionelles Ensemble. Seine Mitglieder zeigten sich als Allrounder: Äußerst gekonnt sangen sie, trugen ihre Deklamationen vor und moderierten noch selbst dabei. Sie wechselten den Bühnenplatz beinahe so oft wie ihr Protagonist [Hoffmann von Fallersleben, Anm. d. Verf.], von dem sie erzählten, einst seinen Wohnsitz.

(Neue Westfälische, 25.1.2016)

Hommage an Westfalens Dichter-Fürstin

Elegant und bildhaft brachte das Musikalisch-Literarische Quartett aus Detmold am Sonntag das Wesen und Wirken der Droste auf den Punkt. Einfühlsam, mit sparsamen Gesten und pointierter Moderation näherte sich das Quartett den Poesie gewordenen Sehnsüchten, Lieben und Leiden des westfälischen Fräuleins. Und während die zum Teil geradezu süßlich anmutende Musik der Droste – „pasteurisiert in der Geschlossenheit einer Puppenstube“ – nur in den Archiven überlebt hat, setzte ihre Sprache zeitlose Maßstäbe. Nicht nur die „Judenbuche“, dieses westfälische Sittengemälde, das als erster Kriminalroman in die Weltliteratur einging, hat sie unsterblich gemacht und in den Klassik-Himmel gebracht. Wohl auch deshalb stand der gelungene Abend unter dem Motto „Denn von den Sternen grüß ich Euch“.

(Die Glocke, 21.1.2015)

Ein Atem der Größe weht durch seine Dichtung

Zur leisen, aber hervorragend zusammengestellten Ausstellung „Grabbe im Portrait“ in der Lippischen Landesbibliothek hatte das Musikalisch-Literarische Quartett […] ein tönendes Portrait hinzugefügt, das den Künstler in seiner Zeit charakterisierte. In fünf Bildern wurde „Der große Zwerg – der kleine Riese“ vorgestellt. […] Das Musikalisch-Literarische Quartett vermochte es, in einer Collage, die Kommentare, Briefe, Erinnerungen, Gedichte und Lieder der Zeit vereinte, ein buntes Panorama der restaurativen biedermeierlichen Zeit zu entwerfen […] In fast zwei Stunden, die von der ersten bis zur letzten Minute faszinierten, ließ das Musikalisch-Literarische Quartett den Dichter Grabbe mit all seinen Höhen und Tiefen lebendig werden. Es war ein überaus gelungener Abend, der vom Publikum begeistert aufgenommen wurde.

(Lippe aktuell, 27.2.2002)

Stimme des Volkes

In gewohnt akribischer Aufarbeitung hatte des Musikalisch-Literarische Quartett die Lieder in den Zusammenhang mit Märchen, Zitaten und der wohlformulierten Geschichte der Sammlung [Volksliedersammlung des August von Haxthausen, Anm. d. Verf.] gesetzt, um so dem musikalischen Genuss einen unaufdringlich lehrreichen Ton hinzuzufügen. Mit feinen Gitarrensätzen oder dem Hammerklavier begleitet, intonierten die Sänger solo, im Duett und Terzett die teils bekannten Weisen, kunstvoll sich etwas von der ursprünglichen Einfachheit entfernend. Die geschulten Stimmen sangen von Alltäglichem und Liebesdingen, berichteten auch in schaurigen Moritaten vom Unglück eines Mädchens, das gleich zwei Verehrern ihr Herz schenkt. Wie die Lieder, wurden auch die in Wechselrede vorgetragenenen Zwischentexte mit einem gewissen Augenzwinkern dargeboten, was der Soirée einen angenehm heiteren Charakter verlieh.

(Neue Westfälische, 25.11.2001)

Dichter ohne Denkmalschutz

Die Verehrung blieb, aber Distanz wurde nicht gewahrt. Ein Kabinettstück im Umgang mit dem Geheimen Rat Johann Wolfgang von Goethe lieferte das Musikalisch-Literarische Quartett […] ab. In Text und Ton gelang es, den Dichter vom Podest zu holen, ohne ihn seiner Größe zu berauben.

(Lipp. Landeszeitung, 1.10.2001)

Die Wahrheit über Hänsel und Gretel

Mit ihrem speziellen Programm soll es nun um die Brüder Grimm gehen. Feinsinnige Bezüge zwischen der Vergangenheit und der heutigen Lebens- und Märchenwelt lassen das Thema „Märchen“ ungewohnt aktuell erscheinen. Dabei scheuen die Interpreten […] bei aller Seriosität weder die scharfen satirischen Wahrheiten noch den gefürchteten didaktischen Zeigefinger. […] Die Besonderheit eines jeden Programms liegt in der sinnfälligen Verschmelzung verschiedener Erfahrungsebenen, wobei gerade das Grimm-Programm fast nur aus satirischen Untiefen besteht.

(Westfalen-Blatt, 23.9.2000)

Gelungene Vertonung Goethescher Verse

Die vier Künstler […] ließen ein Menschenleben, das von 1749-1832 währte und tiefe Spuren hinterlassen hat, Revue passieren. Wie sie das allerdings taten, verdient Anerkennung, war unkonventionell und im höchsten Maße interessant und unterhaltsam. […] Ein rundherum gelungener Abend, der viel dazu beitrug, auch Unbekannteres über den Geheimrat Goethe zu erfahren, wobei man allerdings akzeptieren musste, dass die nicht ganz so liebenswürdigen Seiten seiner Persönlichkeit außen vor blieben.

(Westfalen-Blatt, 3.9.1999)

Unbequemer Hymnendichter

Die Mitglieder des Musikalisch-Literarischen Quartetts näherten sich der Person des Hoffmann von Fallersleben mit Witz, Ironie und Sinn für groteske Details, aber ohne jeden Sarkasmus. Seine Wirkung erhielt das Programm allein durch die Auswahl und Zusammenstellung der Puzzleteile. Und durch die musikalischen Interpretationen, gleich ob es sich um Spottgesänge oder um die sanfteren, empfindsamen Klänge von Liedern … handelt.

(Lipp. Landeszeitung, 16.6.1998)

Zwei Frauen jenseits von Heim und Herd

Dem Musikalisch-Literarischen Quartett […] gebührt das Verdienst, mit einer wieder einmal exzellent gelungenen Verdichtung ausgesuchter Quellen einen ganz anderen Blick in die Geschichte des 19. Jahrhunderts zwischen Romantik und Revolution geworfen zu haben, der anhand der beiden Frauengestalten Annette von Droste-Hülshoff und Clara Schumann auf nachdenkliche Weise deutlich macht, wie diese beiden Künstlerinnen jede auf tragische Weise in die gesellschaftlichen Umstände ihrer Zeit verstrickt waren.

(Lipp. Landeszeitung, 21.3.1998)

Auf den Spuren der Droste

Welch kühner Gedanke, die ebenso einzigartige bedeutende wie schwierige Dichterin, die mit unserem Raum bekanntermaßen topografisch (von Münster bis zum Bökerhof in Brakel-Bökendorf) verbunden ist, von einer bisher noch nicht fixierten Mitte her, von ihrem musikalischen Schaffen, zu durchleuchten! Es gelang, die Komplexität des Phänomens Droste ahnen zu lassen. Ein grandioses „Ping-Pong“ von Original-Droste (Texte, Gedichte, Briefe, Musik) und bis zu deutender Exegese vordringenden Hintergrundinformationen zu Schauplätzen, Lebensräumen und Stätten der Begegnung.

(Lippe aktuell, 6.11.1994)